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1992 - 2024
32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

Sammelaktion des Kempener Gymnasiums Thomaeum
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
28.10.12     A+ | a-
Hilfe für die Landwirtschaftsschule „San Juan“ in Juan de Mena / Paraguay
Warum man in Paraguay den Kempener Sankt Martin kennt.

Raquel Barrios aus Paraguay ist 21 Jahre alt. Schon mit zehn Jahren wusste sie mehr über das ferne Deutschland als die meisten Bewohner ihres Landes: Sie kannte die Lage auf dem Atlas, die Zahl der Einwohner, hatte ein paar Wörter aus dieser fremden Sprache gelernt und viele Fotos gesehen.
Klar, Berlin war die Hauptstadt  -  die wichtigste Stadt Deutschlands aber war ohne Zweifel Kempen! Schließlich hatte fast alles, was die nahe und ferne Zukunft der Zehnjährigen prägen sollte, mit dem Namen der Stadt am Niederrhein zu tun.
In einem Land, das zu den rückständigsten Südamerikas gehört, sah diese Zukunft  nämlich düster aus. Das galt und gilt für die meisten Kinder und Jugendlichen, erst recht auf dem Land. So auch im Distrikt Juan de Mena, ca. 100 km von der Hauptstadt Asunción entfernt, wo sich Raquels Lebensweg mit der Entwicklungsarbeit der Kempener Pro Paraguay Initiative (PPI) und ihrer paraguayischen Partner kreuzte.
Die Kempener Entwicklungshelfer haben dort seit fast 15 Jahren einen Projektschwerpunkt, seitdem sie eine große Gruppe mutiger Campesinos (Kleinbauern) bei ihrem erfolgreichen Kampf um eigenes Land und bei den Mühen der Ansiedlung unterstützten.
Eines der größten Projekte der PPI war die Gründung der „Landwirtschaftsschule San Juan“. Dazu erhielt die PPI auch Mittel des Entwicklungshilfeministeriums (BMZ).
Zu der ersten Schülerinnen gehörte Raquel, die dort neben dem allgemeinen Unterrichtsprogramm Methoden der ökologischen Landwirtschaft erlernte. Diese Wirtschaftsweise ist in Paraguay besonders wichtig, verfügen dort doch 10 % der Bewohner über 80% des Bodens („besitzen“ wäre der falsche Begriff, da ein großer Teil des Landes illegal erworben ist).

Jetzt, wo das Martinsfest wieder bevor steht, kommt ein anderer solidarischer Unterstützer der Landwirtschaftsschule San Juan in den Blick, nämlich das Kempener Thomaeum. Hat schon der Name Kempen einen besonderen Klang in Juan de Mena, so klingt „Colegio Tomás“ wie Musik in den Ohren der Schüler auf der anderen Seite des Ozeans, denn viele tausend Euros aus solidarischen Aktionen der Thomaeer flossen schon in den Unterhalt und den Ausbau der Schule.

Auch Raquel lernte an dieser Schule. Ein anstrengendes Unterrichtsprogramm über acht lange Jahre erforderte ihren ganzen Einsatz, den sie aber gern leistete in dem Bewusstsein, dass ihr nur eine fundierte Ausbildung Berufs- und Lebenschancen eröffnen würde. Sowohl im Klassenraum bei der Theorie als auch in der ökologischen Praxis auf den Feldern der Schule und ihrer Eltern war sie so erfolgreich, dass sie nach dem Abitur zu den Stipendiatinnen der PPI gehörte und ein Landwirtschaftsstudium  beginnen konnte. So gehört Raquel zu einer Vielzahl von Jugendlichen, denen die Hilfe aus Kempen einen Ausweg aus Hoffnungslosigkeit und Armut eröffnete: (Über)leben auf dem Land statt Verelendung in den Städten. Wenn wir Raquel in Juan de Mena treffen, erleben wir eine aufgeschlossene und selbstbewusste junge Frau, die nie vergisst, ihre große Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, die insbesondere auch den Schülern des Thomaeum gilt. Bei unserem nächsten Besuch in Juan de Mena werden wir in der Partnerschule wieder Neues über jenen Sankt Martin und seine  Hilfe aus Kempen berichten können. Sicher werden wir auch wieder Laternen und Spekulatius dabei haben.

In dem Theaterstück „Paraguay  -  das vergessene Land“ vom Juni des Jahres war Raquel eine der Protagonistinnen. In mehreren eindringlichen Szenen stellte die Kempener Theatergruppe auch den traurigen Schatten auf Raquels Leben dar  -  ihre Vergewaltigung durch einen Großgrundbesitzer, die ungewollte Schwangerschaft und die Demütigungen durch Raquels lieblose Familie. Ihr Schulabschluss aber und das durch ein PPI - Stipendium ermöglichte  Studium der Landwirtschaft halfen Raquel, trotz allem ihren Weg zu gehen.

Die PPI hatte der Theaterpädagogin Brigitte Nienhaus zur Erarbeitung des Stückes eine Menge Material und die Szenenfotos bereit gestellt. Hermann Schmitz arbeitet zur Zeit mit Jürgen Jakobs von den Kempener Videofreunden an der Bearbeitung einer DVD des Stückes. Mit spanischen Untertiteln versehen und eingebettet in einen Bericht über die Stadt Kempen, ihre Martinstradition und die Sammelaktion von Schülern des Thomaeum, will Schmitz das Stück bei seinem nächsten Besuch in Paraguay u. a. den Schülern der Landwirtschaftsschule zeigen. Es ist ein Dokument der Solidarität von Jugendlichen aus Kempen, die sich mit den Lebensumständen ihrer Gleichaltrigen in  Paraguay auseinander gesetzt und nun sogar ein Theaterstück daraus entwickelt haben. (Vielleicht bringt Schmitz ein „Gegenstück“ dortiger Theaterfans mit ....)
In den nächsten Tagen wird Walter Weitz, ehemaliger Lehrer am Thomaeum, die organisatorischen Vorbereitungen für die Solidaritätsaktion treffen.
Ute und Hermann Schmitz von der PPI werden die Schüler mit Fotos und Berichten über das Projekt und die Verwendung des von ihnen gesammelten Geldes informieren.

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